Vorbereitungsgebet

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.

Herr Jesus, deine Passion ist die Geschichte der ganzen Menschheit:
die Geschichte, in der die Guten gedemütigt werden, die Sanftmütigen angegriffen, die Anständigen mit Füßen getreten und die, welche ein reines Herz haben, spöttisch verlacht werden.

Wer wird der Sieger sein?
Wer wird das letzte Wort haben?

Herr Jesus,
wir glauben, dass du das letzte Wort bist: 
In dir haben die Guten schon gesiegt,
in dir haben die Sanftmütigen schon triumphiert,
in dir werden die Anständigen gekrönt
und die, welche ein reines Herz haben, leuchten wie Sterne in der Nacht.
Herr Jesus,
heute werden wir deinen Kreuzweg nachgehen, und wir wissen, dass es auch unser Weg ist. Doch eine Gewissheit gibt uns Licht:
Der Weg endet nicht am Kreuz, sondern er führt weiter, führt ins Reich des Lebens und in die Explosion der Freude, die uns niemand mehr nehmen kann!
O Jesus, nachdenklich halte ich inne zu Füßen deines Kreuzes: Auch ich habe es gezimmert mit meinen Sünden! Deine Güte, die sich nicht verteidigt und sich kreuzigen lässt, ist ein Geheimnis, das mich überwältigt und mich zutiefst erschüttert. Herr, für mich bist du in die Welt gekommen, um mich zu suchen, um mir zu bringen die Umarmung des Vaters: die Umarmung, die mir fehlt!
Du bist das Angesicht der Güte und der Barmherzigkeit: Deshalb willst du mich retten!

In mir ist so viel Egoismus: Komm mit deiner grenzenlosen Liebe! In mir ist Hochmut und Boshaftigkeit: Komm mit deiner Milde und deiner Demut!
Herr, der zu rettende Sünder bin ich: Ich bin der verlorene Sohn, der zurückkehren muss! Herr, gewähre mir die Gabe der Tränen, um die Freiheit wieder zu finden und das Leben, den Frieden mit dir und die Freude in dir.

Joh 16, 22; Mt 5,12. 
Lk 15,20.

1. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt

 

Betrachtung:
Abgeschrieben! Ausgegrenzt!
Vorverurteilt!
Verurteilt!
Verleumdet!

 
Wem von uns ist es nicht schon so im Leben ergangen, dass nicht eines der oben geschriebenen Worte auf ihn zuträfe? Wir sind, mit den Schritten zur "Globalisierung", zur europäischen Gesamtheit, auf einem Weg, der eine Neuorientierung fordert! Neuorientierung der Werte! Betrachte ich nun die Früchte der ersten Schritte in diese Richtung, dann kann ich diesem Weg nichts Gutes abgewinnen. Viel mehr Menschen in Europa werden abgeschrieben, weil sie zuviel kosten. Sie werden ausgegrenzt, weil sie nicht mehr in die "Leistungsgesellschaft" passen. Sie werden sogar von verantwortlichen Größen der Gesellschaft vorverurteilt und verleumdet. Die christlichen Werte unserer Gesellschaft versanden zusehends. Ist das der erste Schritt auf dem "Kreuzweg" der Völker Europas, der Menschen der Länder? 
 
"Pilatus ließ, um die Menge zufrieden zu stellen, Barabbas frei und gab den Befehl, Jesus zu geißeln und zu kreuzigen." (Markus 15,15) . 
 
Wir denken an alle Menschen, die verleumdet, verurteilt, abgeschrieben, ausgegrenzt werden.

 

2. Station: Jesus nimmt das Kreuz auf sich

Betrachtung: 
 
Jesus nimmt das Kreuz auf sich und er nimmt es an. Er ist bereit die Schuld der Welt zu tragen und für sie zu sterben. Er ist bereit, für Dich und mich zu sterben. Dieses Ereignis dort auf Golgatha vor über 2000 Jahren hat bis heute nichts an Bedeutung und Kraft verloren. Es ist die zentrale Befreiungstat des Schöpfers für seine Geschöpfe. Unser Leben ist oft gebeutelt von Schuld, die wir uns selbst aber auch anderen aufladen. Und die wir aufgeladen bekommen. Aber auch erscheint uns unser persönliches Kreuz allzu oft viel zu schwer von Leid, Schmerz, Schuld, Mühe und Trübsal. Wir kämpfen gegen dies alles an, aber wir kommen nicht dagegen an. Jesus nahm diese Last und Mühe und die Schuld mit auf dieses Kreuz. Wir dürfen all unsere Mühsal ihm überlassen; er hat sie bereits auf Golgatha überwunden. 
 
"Er trug sein Kreuz und ging hinaus zur so genannten Schädelhöhe, die auf hebräisch Golgota heißt." (Johannes 19,17) 
 
Wir denken an unsere Brüder und Schwestern, die um des Glaubens willen verfolgt werden, und an alle Menschen, die in ihrem Leben schwere Lasten tragen müssen: Krankheit, Behinderung, schwierige Familiensituation, Arbeitslosigkeit, Konflikte am Arbeitsplatz.

 

 

3. Station: Jesus fällt zum ersten Male unter dem Kreuz

Betrachtung: 
 
Uns Menschen gefällt es überhaupt nicht, wenn wir im Leben einmal unterliegen. Wir sind dann zornig, schämen uns vor den anderen Menschen und möchten gerne alles rückgängig machen. In nicht wenigen Fällen kommt dann noch die Schadenfreude, der Spott der Anderen dazu. Ist es denn so schlimm, einmal zu fallen? Oder ist es vielleicht schlimmer, liegen zu bleiben? Wie ist denn unsere Erwartungshaltung an uns selbst? Eigentlich sähen wir uns selbst doch gern als vollkommen, oder? 
 
Meine Überzeugung ist, solange wir auf dieser Erde, in diesem Leib existieren, solange werden wir niemals vollkommen sein. Ich denke, für Jesus zählt auch nicht der Grad unserer Vollkommenheit. Nicht, ob wir nun schon 1/3 vollkommen sind, zu 50% oder vielleicht 99.9%. Nein, mir wurde durch die Bibellektüre immer klarer, dass er unsere Bemühungen sieht und letztlich unser aufrichtiges Herz so leben zu wollen, wie er es uns vorgelebt hat. Er selbst weiß am Besten, wie unvollkommen wir sind, wie wir allzu gerne anderen Freuden nachlaufen und unser Glück doch eher in den Schätzen der Welt suchen wollen. Aber er zwingt uns zu gar nichts, er möchte aufrichtige Herzen, die ihm folgen. Gefallene, die wieder aufstehen und mit ihm weitergehen, nicht liegenbleiben. 
 
"Als ich stürzte, lachten sie ... Sie verhöhnen und verspotten mich, knirschen gegen mich mit den Zähnen. (Psalm 35,16) 
 
Wir denken an die Menschen, die in ihrem Leben eine Niederlage erlitten haben und sich dafür schämen ...

 

 

4. Station: Jesus begegnet seiner betrübten Mutter

Betrachtung: 
 
Maria blickt in das Antlitz ihres Sohnes. Sie weiß, dass er nun sterben muss. Sterben auf eine der grausamsten Hinrichtungsarten der damaligen Zeit. Was mag da durch den Kopf und das Herz einer Mutter gehen? Welche Gedanken, Gebete und vielleicht auch Anklagen schickte sie vor den Vater? Wie unsinnig erschien ihr vielleicht alles? Und doch klingt dabei ihr eigene Aussage in dieser Szene mit: "Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach seinem Willen". Sie hat Gott ihr Vertrauen in sein Handeln zugesagt, und sie wollte auch vertrauen und glauben. 
 
Es musste so sein, das hat ihr der Sohn selbst auch so klar gemacht. Und ihr war die Bedeutung seines Sterbens klar. Jedoch ist da dieser unsägliche Schmerz einer Mutter, die ihr Kind sterben sieht. Dieser Schmerz, der einem die Brust und die Eingeweide zerreißen will. 
 
Die Worte des alten Simeon an Maria beginnen wahr zu werden: "Er (Jesus) wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird ... Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen. (Lukas 2,34-35)) 
 
Wir denken an alle, die zuschauen müssen, wie ein von ihnen geliebter Mensch ein schweres Schicksal erleidet .....

 

 

5. Station: Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

Betrachtung: 
 
Hilfe dort, wo sie gebraucht wird! Und das auch noch ohne Bezahlung? 
 
Es ist in unserer heutigen Zeit sehr schwer, sich vorzustellen, dass Hilfe auch geleistet werden kann, ohne dafür eine Gegenleistung zu erhalten. Wir haben in Deutschland eine Zeit, in der viele Verrichtungen, wie z. B. die Hilfe bei Haushalt usw. professionalisiert wurde. Die Leistung kann sich jeder kaufen, wenn er es kann. Was man früher unter nachbarschaftlicher Hilfe verstand, gibt es heute zumindest in den Großstädten nur noch äußerst selten. 
 
Wir wundern uns, dass Menschen sich selbst töten, vereinsamt sterben und erst nach Wochen oder Monaten ihre Leiber verwest aufgefunden werden. Warum? Wir sind kaum mehr bereit für den anderen, ein Stück weit da zu sein, also braucht uns doch diese Entwicklung nicht zu wundern, oder? 
 
Gott sei Dank gibt es noch anders denkende Menschen und für diese Menschen sollen wir hier beten. Damit sie Kraft und Ausdauer von Gott erhalten und nicht in ihrem Inneren erkalten und die Liebe zum Nächsten verlieren. 
 
"Einen Mann, der gerade vom Feld kam, Simon von Zyrene, den Vater des Alexander und des Rufus, zwangen sie, sein Kreuz zu tragen." (Markus 15,21) 
 
Wir denken an alle, die wie Simon anderen mehr oder weniger freiwillig Hilfe leisten ...., vor allem auch an die, die Sterbenden zur Seite gestellt sind.

 

 

6. Station: Jesus nimmt von Veronika das Schweißtuch

Betrachtung: 
 
Was macht es den heutigen Menschen so schwer, ihrem Nächsten manchmal selbstlos beizustehen? Die drei Säulen des Nichthelfens: Arroganz, Angst, Unsicherheit. 
 
Eine Sorte von Menschen ist nicht in der Lage zu helfen, weil sie gar keinen Hilfebedarf sehen. Sie sind der Überzeugung, dass jemand der in Not geraten ist, selbst schuld trägt daran und man ihm nicht helfen müsse. Die Begleiter dieser Menschen, die so denken, sind oft Hass und Geiz. Sie verstecken sich hinter Phrasen um ihre eigenen Schuldgefühle zu kompensieren. 
 
Eine größere Zahl der nichthelfenden Menschen hat Angst sich mit der "Armut", dem "Ausgegrenztsein" zu "infizieren". Sie scheinen der Meinung zu sein, dass dies ansteckend sein könnte und sie selbst dann dieser Not verfallen, wenn sie mit den Betroffenen in Kontakt kommen. So erscheint es einem Betroffenen, wenn er diesen Menschen begegnet. Sie haben einfach nur Angst vor dem Wissen, dass es ihnen tatsächlich bald selbst so ergehen könnte. 
 
Eine andere Sorte von Menschen gehört zu denen, die in allen Lebenslagen unsicher sind. Sie möchten gerne helfen, zögern aber wieder, machen sich Gedanken, was dann wohl die Nachbarn sagen würden usw. Diese Unsicheren, Unentschlossenen helfen dann, wenn ihnen jemand den letzten Schubs dazu gibt. 
 
"Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen." (Matthäus 5,7-8) 
 
Wir denken an alle, die vor der Not des Nächsten nicht davonlaufen, sondern ihm mit dem, was sie gerade haben, helfen - und so (wie Veronika in der Legende) das Angesicht Gottes finden.

 

 

7. Station: Jesus fällt zum zweiten Male unter dem Kreuz

Betrachtung: 
 
Man spottet in den Comedy-Sendungen über Weihnachten, macht sich lächerlich über den Wunsch der Christen, so zu leben wie Jesus es uns vorgelebt hat. Es gibt keinen Respekt mehr vor dem, was nun einmal bestimmten Menschen in unserer Gesellschaft heilig ist. 
 
Es gibt auch keinen Respekt mehr vor den "Schwächen" anderer Menschen. Die Ironie, der Zynismus über Behinderungen nimmt zu. Für mich drängt sich hier immer wieder eine große Frage auf. Angesichts der Überheblichkeit der Wissenschaft, der Arroganz dieser Gesellschaft gegenüber dem menschlichen Leben überhaupt; wer gibt uns das Recht dazu, so zu denken und zu handeln? 
 
Davon auszugehen, dass die menschliche Intelligenz das Höchste in dieser Welt, dem Universum, sei, erscheint mir als der Gipfel der Arroganz und Ironie. 
 
"Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, der Leute Spott, vom Volk verachtet. Alle, die mich sehen, verlachen mich, verziehen die Lippen, schütteln den Kopf." (Psalm 22,7-8) 
 
Wir denken an alle, denen nichts heilig zu sein scheint, und an die Spötter, die sich an den Schwächen anderer weiden ...

8. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen von Jerusalem

Betrachtung: 
 
Kriege und Kriegsgeschrei. Ich denke, es ist noch kein Tag auf dieser Welt vergangen, an dem nicht irgendwo eine kriegerische Auseinandersetzung stattfand. Wenn die Staaten nicht gegeneinander Krieg führen, dann führen sie ihn gegen das eigene Volk. 
 
Seit Jahren wird die Angst vor dem Terror unter der Bevölkerung geschürt. Die Möglichkeit terroristischer Aktionen von irgendeiner Seite besteht immer. Nur habe ich seit langem bereits den Eindruck, dass diese Vorgehensweise letztlich dazu nütze sein soll, die Rechte der Bevölkerung zu beschneiden und dann letztlich in eine absolute Überwachung über zu gehen. 
 
Jesus Christus jedoch sagt, dass er nicht gekommen ist um uns den Unfrieden zu bringen, nein, er bringt den Frieden. Den Frieden in uns und um uns herum. Jedoch müssten sehr viele unserer verantwortlichen Politiker, Wirtschaftsmagnaten, Staatsoberhäupter usw. erst einmal den Frieden für ihre eigene Seele annehmen. Denn haben wir diesen nicht, dann können wir auch keinen Frieden mit denen um uns herum haben. Zwietracht in uns selbst sät Zwietracht nach außen. 
 
"Es folgte eine große Menschenmenge, darunter auch Frauen, die um ihn klagten und weinten. Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte: Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder!" (Lukas 22,27-28) 
 
Wir denken an alle Kinder, Frauen und Männer, die in einem Land leben müssen, das unter Krieg und Terror leidet...

 

 

9. Station: Jesus fällt zum dritten Male unter dem Kreuz

Betrachtung: 
 
Einsamkeit, Allein gelassen sein. Haben Sie das schon erlebt? Ich erlebe es seit ich Hartz IV Empfänger bin, behindert, chronisch krank. Menschen melden sich nicht mehr bei mir. Wenn ich anrufe, dann hat man etwas Wichtiges zu erledigen. Weihnachts-, Oster- und Geburtstagskarten als auch Briefe werden nicht beantwortet. Nachrichten auf dem Anrufbeantworter finden keine Erwiderung. 
 
Was habe ich Euch getan? Ich weiß von nichts. Und doch scheinen mich die Verwandten, Bekannten und einstigen Freunde nicht mehr zu kennen. Sogar auf dem Bahnhof, als ich einen begrüßen wollte, ging er mir aus dem Weg, versteckte sich hinter Säulen und Fahrkartenautomaten. Nun, es scheint, als seien diese Menschen nur Blutsverwandte. Meine Familie sind die, welche mich akzeptieren wie ich bin, ja welche mich lieben. Und die finden sich oft nicht unter den Verwandten. 
 
"Zum Spott geworden bin ich all meinen Feinden, ein Hohn den Nachbarn, ein Schrecken den Freunden; wer mich auf der Straße sieht, der flieht vor mir. (Psalm 31,12) 
 
Wir denken an alle, die niedergedrückt sind und sich von Verwandten, Nachbarn und Freunden verlassen fühlen...

 

 

10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt

Betrachtung: 
 
Nackt vor aller Augen. 
 
Ist uns eigentlich bewusst, wie entwürdigend solche eine Aktion ist? Jesus werden sämtliche Kleider weggenommen. Er wird entblößt vor aller Augen. Alle können sehen, was wir sonst schamhaft vor deren Augen verbergen. 
 
Wie würden wir uns fühlen, wenn uns beim Nacktbaden irgendwo abends an einem See die Kleider gestohlen würden? Es bleibt keine andere Möglichkeit, als der Weg durch den Ort. Wir würden vor Scham vergehen. Aber das ist noch nicht alles, was uns hier zu denken geben sollte. Auch unsere Verantwortung anderen Menschen gegenüber und dem was sie uns anvertraut haben, ist gemeint. Es ist auch eine Entblößung, eine Blamage, wenn wir die Geheimnisse anderer weiter erzählen, sie der Öffentlichkeit preisgeben und damit demjenigen große Probleme machen. Das darf einfach nicht sein. 
 
"Man kann all meine Knochen zählen; sie gaffen und weiden sich an mir." (Psalm 22,18) 
 
Wir denken an alle, die Opfer von Indiskretion und Neugier geworden sind, und an alle Unverschämten, die andere bloßstellen ...

 

 

11. Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt

Betrachtung: 
 
"Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun". Wie konnte Jesus, angesichts der Qualen die man ihm angetan hatte, dies aussprechen? Wäre es denn nicht "gesünder" gewesen, diese Täter zu verfluchen? Ihnen den Tod zu wünschen oder gleiche Qualen? Ganz recht, es wäre menschlicher gewesen, hätte er so reagiert. Jedoch ist er als Sohn des lebendigen Gottes zu uns gekommen. Als menschgewordene Gottheit. Und eines seiner Basiselemente der Botschaft ist die Liebe zu den Menschen. Liebe auch dann, wenn sie mich dafür töten. Ja, ist das denn möglich? Er hat es doch bewiesen. Er bat um Vergebung für die, die ihn töteten. 
 
Um wie viel einfacher sollte es dann für uns sein, denen zu vergeben die uns schmähen, die uns verurteilen, die uns verleumden? Es sollte einfacher sein, aber wir sind allzumal Menschen. 
 
"Sie kamen zur Schädelhöhe; dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den andern links. Jesus aber betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." (Lukas 23,33-34) 
 
Wir denken an alle, die nach dem Vorbild Jesu ihren Feinden verzeihen können, und an alle, denen die Kraft zu vergeben fehlt ...

 

 

12. Station: Jesus stirbt am Kreuze

Betrachtung: 
 
Jesus stirbt am Kreuz. Er stirbt unter einem lauten Schrei. Der Schrei, der auch heute noch über die Erde hallt. 
 
Er starb ja dort nicht für sich allein, er starb für unsere Taten, unsere Sünden, unser Leid und unsere Schmerzen. Mit jedem Male, wenn hier in dieser Welt grausames Leid geschieht, Gewalt ausgeübt wird und Mensch und Tier gequält werden, so hallt der Schrei des Erlösers neu über diese Erde. 
 
"Und in der neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: Eloï, Eloï, lema sabachtani?, das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Hört, er ruft nach Elija! Einer lief hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf einen Stock und gab Jesus zu trinken. Dabei sagte er: Lasst uns doch sehen, ob Elija kommt und ihn herabnimmt. Jesus aber schrie laut auf. Dann hauchte er den Geist aus." (Markus 15,34-37) 
 
Wir stehen vor dem Kreuz und denken an alles Leid dieser Welt, an alle Schmerzen und Tränen, alle Bosheit und Gleichgültigkeit, an alle Opfer und Täter ... Alles ist im Todesschrei Jesu zusammengefasst. Und wir glauben an die Kraft der Liebe Gottes, die alles zu heilen vermag.

 

 

13. Station: Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner jungfräulichen Mutter gelegt

Betrachtung: 
 
Ein Leben als bekennender Gläubiger zu führen, ist nicht immer leicht. Ja, Jesus prophezeit denen, die ihm nachfolgen auch gar nicht so tolle Erlebnisse mit ihrem Glauben; von Verfolgung und Tod ist da sogar die Rede. Ist es dann ein Wunder, dass manche Menschen nicht immer den Mut haben, ihren Glauben offen zu bekennen? Jesus kennt unsere Schwächen und Stärken. Er möchte uns im Glauben wachsen lassen. Und während wir wachsen und zunehmen, so wird, so denke ich, auch unsere Kraft gestärkt zu unserem Glauben zu stehen. 
 
Deshalb, nicht entmutigen lassen, wenn wir nicht immer die Kraft haben zu bekennen. Im richtigen Augenblick wird er da sein, und uns die nötige Kraft dafür geben. Und auch diese Schwächen können uns, bei echtem Bemühen und Wollen, nicht von der Gotteskindschaft trennen. 
 
"Josef aus Arimathäa war ein Jünger Jesu, aber aus Furcht vor den Juden nur heimlich. Er bat Pilatus, den Leichnam Jesu abnehmen zu dürfen, und Pilatus erlaubte es. Also kam er und nahm den Leichnam ab." (Johannes 19,38) 
 
Wir denken an alle Menschen, denen es wie Josef aus Arimathäa schwer fällt, zu Ihrem Glauben und ihrer Überzeugung zu stehen, die sich aber bemühen, treu zu sein ...

 

 

14. Station: Jesus wird ins Grab gelegt

Betrachtung: 
 
Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt. Nun könnte man denken, und nicht wenige tun das ja auch, die Geschichte ist zu Ende. Für den, der Gott leugnet, der der nicht an ihn glaubt, für den hat die Historie - Jesus Christus - hier ein scheinbares Ende gefunden. Doch nun beginnt ein neues JA des Schöpfers zu seinen Geschöpfen, und das kann man nur glauben und nicht historisch oder wissenschaftlich erklären. 
 
Nun ruht der Leib Jesu und am dritten Tage wird er auferstehen, vorhergesagt von den alten Propheten, vor allem Jesaja, und von Jesus selbst. Wollen wir in der Zeit der Grabesruhe des Herrn, diesen Kreuzweg noch einmal bedenken und darüber nachdenken, was er für unser Leben bedeuten könnte. 
 
Der Weg, ja. Denn Jesus selbst sagt: "Ich bin der WEG, die WAHRHEIT und das LEBEN, nichts führt zum Vater als durch mich." 
 
"Es kam auch Nikodemus, der früher einmal Jesus bei Nacht aufgesucht hatte. Er brachte eine Mischung aus Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund. Sie nahmen den Leichnam Jesu und umwickelten ihn mit Leinenbinden, zusammen mit den wohlriechenden Salben, wie es beim jüdischen Begräbnis Sitte ist. An dem Ort, wo man ihn gekreuzigt hatte, war ein Garten, und in dem Garten war ein neues Grab, in dem noch niemand bestattet worden war. Wegen des Rüsttages der Juden und weil das Grab in der Nähe lag, setzten sie Jesus dort bei." (Johannes 19,39-42) 
 
Wir denken an alle, die vor den Gräbern ihrer Lieben stehen - mit einem verwundeten Herzen und vielen offenen Fragen ..