GEBETS - UND FASTENKREISE 2024

Impuls zur Fastenzeit 2024

Liebe Schwestern und Brüder,

ich komme soeben von einer Wallfahrt in Italien zurück, mit drei Nächtigungen in Manoppello. So grüße ich euch diesmal mit dem wunderbaren Bild, das in der dortigen Kapuzinerkirche seit dem 17. Jahrhundert aufbewahrt und zur Verehrung ausgestellt wird. Vieles deutet daraufhin, dass es jenes Tuch ist, mit dem das Antlitz Jesu im Grab bedeckt war.

Es handelt sich um einen nahezu transparenten Stoff aus Muschelseide. Auf Muschelseide würde keine Farbe halten. Farbpigmente sind tatsächlich auf dem Seidentuch von Manoppello nicht zu finden. Die Entstehung des Porträts ist unerklärlich. Es zeigt einen jungen, verwundeten Mann, mit offenen Augen und leicht geöffnetem Mund. Alle Einzelheiten des Gesichts sind deckungsgleich mit jenem Gesicht, das uns das Turiner Grabtuch zeigt. Ist es das Antlitz unseres Herrn im Moment der Auferstehung? Vieles spricht dafür.

Am 1. September 2007 besuchte Papst Benedikt XVI als erster Papst das Heiligtum in Manoppello, um vor dem „volto santo“ zu beten. Anhand einiger Auszüge seines Gebetes lade ich ein, während dieser Fastenzeit die Freundschaft mit Jesus zu vertiefen.

„Schweigendes Gesicht des leidenden und auferstandenen Jesus! Geliebt und angenommen verändert es das Herz und Leben… Deine Augen ruhen auf uns mit Zartheit und Erbarmen. Lass uns aus ihnen die Kraft der Liebe und Friedens schöpfen, die uns den Weg des Lebens weist und jenen Mut, dir ohne Furcht und kompromisslos zu folgen, um Zeugen deines Evangeliums zu werden mit tätigen Zeichen der Hingabe, der Liebe und der Vergebung.“

Nutzen wir die Fastenzeit für ausgiebige Momente der Ruhe, für Momente, in denen wir den zärtlichen, erbarmungsvollen Blick Jesu auf uns ruhen lassen, um ihn ganz tief in uns aufzunehmen und uns von ihm durchprägen zu lassen! Ein privilegierter Moment ist die Eucharistische Anbetung. Geben wir Jesus die Gelegenheit, uns durch seinen liebenden, wohlwollenden Blick reich zu beschenken, bevor auch wir ihm etwas mitzuteilen haben!

„Heiliges Antlitz Christi, Licht, das die Schatten der Zweifel und Trauer erleuchtet, Leben, das die Macht des Bösen und des Todes für immer gebrochen hat, geheimnisvoller Blick, der nicht aufhört, sich auf die Menschen und Völker zu senken, verborgenes Gesicht in den Eucharistischen Zeichen und in den Blicken unserer Nächsten, mach uns zu Pilgern Gottes in dieser Welt, dürstend nach dem Unendlichen und bereit für die Begegnung am Jüngsten Tag, wenn wir dich, Herr, von „Angesicht zu Angesicht“ sehen und in Ewigkeit in der Herrlichkeit des Himmels schauen dürfen.“

Zeiten Eucharistischer Anbetung – im obengenannten Sinne – lassen teilhaben am stillen Sieg, der sich durch den Blick des Auferstandenen mitteilt: Trauer und Zweifel weichen; das Böse und die Schatten des Todes müssen weichen; jedem Menschen und allen Völkern bietet sich das Heil an. Wer sich vom Blick Jesu berühren und verwandeln lässt, ist für die Begegnung mit ihm am Ende der Zeit bestens vorbereitet. Er wird ihn auch „in den Blicken unserer Nächsten“ wiedererkennen und zu Hilfe eilen.

„Maria, Mutter des Heiligen Angesichts, hilf uns, „unschuldige Hände und ein reines Herz“ zu erlangen: Hände, verklärt durch die Wahrheit der Liebe, Herzen, hingerissen von Gottes Schönheit, damit wir uns – verwandelt durch die Begegnung mit Christus – ohne Vorbehalt den Brüdern schenken, besonders den Armen und Leidenden, in deren Gesichtern das Geheimnis der Gegenwart deines Sohnes Jesus lichtvoll glüht, der lebt und herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!“

Möge unsere Suche, Jesu Antlitz zu begegnen, vor allem dazu führen, dass wir ihn in den Armen und Leidenden entdecken und ihm in ihnen dienen.

Dazu segne Euch in dieser Fastenzeit der dreieinige Gott, + der Vater und + der Sohn und + der Heilige Geist. Amen.

In herzlicher Verbundenheit,

Pf. Jochen Maria Häusler (Priester der Erzdiözese Wien)

 

GEBETES- UND FASTENKREISE – FASTENZEIT 2024

 

Jesus, ich vertraue auf Dich! Tota Tua, Maria!

Liebe Freunde aus Deutschland,

ein polnischer Priester hat gesagt, dass „der Advent kurz war, Karneval auch, aber die Fastenzeit bekommt ihre volle Zeit, wie immer“. Und das ist gut so, meine ich, weil wir mehr Zeit haben, um umzukehren und, wie Pfarrer Jochen Häusler ausgedrückt hat, um „die Freundschaft mit Jesus zu vertiefen“. An der Stelle bedanke ich mich herzlich bei Jochen, der uns wieder eine wunderschöne, tiefe Einführung in die Fastenzeit, und dies direkt nach seinem Aufenthalt in Manoppello, geschickt hat. Meditieren wir mehrmals an dem Text.

Um heutzutage, wo der Widerstand so groß ist, Zeugen des Evangeliums zu sein, muss man selbst zu Jesus in voller Radikalität stehen, aber um so zu leben, muss man sich von Jesus selbst stärken lassen. Das geschieht am vollkommenstem in der Eucharistie, aber auch während der Eucharistischen Anbetung, wo wir nicht nur Jesus Kraft bekommen, sondern auch Seinen Frieden und Ruhe. Pfarrer Jochen ermutigt uns, „die Fastenzeit für ausgiebige Momente der Ruhe zu nutzen“ und sagt eben, dass „die Eucharistische Anbetung ein privilegierter Moment ist“. Und weiter schreibt Pfr. Jochen: „Zeiten Eucharistischer Anbetung (…) lassen teilhaben am stillen Sieg“. Diese Worte lassen mich an die dritte Seligsprechung denken: „Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.“

„Das Erdreich besitzen“ ist das nicht eine unglaubliche Verheißung und ein großer Sieg? Im deutschen Internet habe ich folgenden Text gefunden:

„Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.“ In der Welt setzen sich normalerweise diejenigen durch, die rücksichtslos und erbarmungslos handeln. Diejenigen, die sanftmütig sind, gehören dagegen zu den Verlierern. Sanftmütige Menschen werden oft als schwach oder weich wahrgenommen. Aber Jesus sagte, dass die Sanftmütigen das Erdreich besitzen werden. (…)

Mose wird als einer der größten Leiter in der Geschichte anerkannt. Er war dies wegen seiner Sanftmut. 40 Jahre lang ertrug er die oft rebellierenden und undankbaren Israeliten und führte sie bis an die Grenze des verheißenen Landes. Darum bezeugt die Bibel: „Mose war ein sehr demütiger Mensch, mehr als alle Menschen auf Erden.“ (4.Mose 12,3) www.bonnubf.org/lektion-8-die-seligpreisungen-mt-53/

Ich muss ehrlich gestehen, dass die oben genannten Tugenden, wie Stille (für mich verbunden auch mit Schweigen), Sanftmut und Demut, für mich persönlich am schwierigsten zu erreichen sind, aber da sie im geistigen Leben entscheidend sind, habe ich mir versprochen, mich in dieser Fastenzeit auf sie zu konzentrieren und mit Gottes Hilfe mindestens kleine Fortschritte in dieser Hinsicht zu machen.

Heilige Schwester Faustina schreibt in diesem Kontext Folgendes in ihrem Tagebuch:

„Das Schweigen ist ein Schwert im geistigen Kampf. Schwatzhafte Seelen gelangen nie zur Heiligkeit. Dieses Schwert des Schweigens schneidet alles ab, was sich der Seele anheften will. Wir sind gewohnt auf Sprache zu reagieren und meinen immer gleich antworten zu müssen ohne darauf zu achten, ob es Gottes Wille ist, dass wir reden. Eine schweigsame Seele ist stark; alle Widerwärtigkeiten schaden ihr nicht, wenn sie im Schweigen ausharrt. Eine schweigsame Seele ist fähig, sich mit Gott aufs innigste zu vereinen; sie lebt fast immer unter der Eingebung des Heiligen Geistes. In einer schweigenden Seele wirkt Gott ohne Hindernisse.“

Versuchen wir uns also in diesjähriger Fastenzeit in Sanftmut, Demut, Stille und Schweigen zu üben, um „das Gottesreich und das Erdreich zu erobern“. Ich bin sicher, dass uns dabei das Programm der Fastenzeitkreise helfen kann:

⦁ Wir fasten an allen (sieben) Freitagen der Fastenzeit (also am 16.02., 23.02, 1.03., 8.03., 15.03., 22.03 und am Karfreitag 29.03., im Geist der Sühne für eine der sieben Hauptsünden (der Reihe nach), die wir selbst, unsere Nächsten und andere Menschen im Leben begangen haben und bitten Gott, dass Er uns vor diesen Sünden in Zukunft bewahrt (ggf. fügen wir noch eine private Intention hinzu)

⦁ An dem Fastentag nehmen wir am Gottesdienst in derselben o.g. Intention teil und versuchen eine barmherzige Tat (Liebe zum Nächsten!) zu tun

⦁ an dem Tag meditieren wir auch, der Reihe nach, die sieben letzten Worte Christi vom Kreuz (also jeweils nur ein Wort pro Woche)

⦁ am Fastentag (also freitags) versuchen wir den ganzen Kreuzweg zu lesen (wenn es geht, mit der Gemeinde in der Kirche)

An Sonntagen beten wir mehr, lesen die Bibel, das Tagebuch von Schwester Faustina und verehren besonders die Barmherzigkeit Gottes und alle Heiligen, die dieses Werk mehr als andere verinnerlichten.

Maria, Mutter der Barmherzigkeit, hilf uns, so zu beten und zu fasten, dass es Gott gefällt und bete für uns, dass wir nach Deinem Vorbild, demütig, sanftmütig, still und schweigsam werden!

Ich bedanke mich herzlichst für Eure Teilnahme auch an diesjährigen Kreisen und wünsche Euch schon jetzt gesegnete Ostern und eine wahre, christliche Freude angesichts der Tatsache, dass Christus wahrhaft auferstanden ist!

Mit besten Grüßen

Im Gebet verbunden mit Euch

Eure Jola aus Warschau

Fastenzeit 2024

 

Impuls für Gebets - und Fastenkreise zur FASTENZEIT 2023

Liebe Schwestern und Brüder,

diesmal möchte ich einladen, sich von der Botschaft unserer himmlischen Mutter vom 25. Januar in Medjugorje ansprechen zu lassen und sie zu leben: „Liebe Kinder! Betet mit mir um den Frieden, denn Satan will Krieg und Hass in den Herzen und Völkern. Deshalb betet, und opfert eure Tage dem Fasten und der Buße, damit Gott euch Frieden gibt.“ An der Seite Mariens sollen wir also einen dreifachen Beitrag für den Frieden leisten: beten, fasten, Buße tun.

Das Gebet ist im Kern jener Akt des Glaubens, durch den wir im lebendigen Kontakt und Austausch mit Gott sind. Wer so mit Gott verbunden ist, wird empfänglich für den Frieden, denn bevor dieser Frucht menschlichen Tuns ist, ist er Gabe Gottes. Es gilt, als erstes, den Frieden im eigenen Herzen zu empfangen, um ihn dann weitertragen zu können. Aus lebendiger Gottesbeziehung empfängt der Gläubige Leidenschaft, Weisung und Kraft für sein Friedensengagement.

Dieses soll zunächst auf zweifache Weise konkret werden, im Fasten und in der Buße. Maria bittet uns, „unsere Tage“ diesem Tun zu „opfern“, d.h. unsere ganze zur Verfügung stehende Zeit. Unablässig sollen zu Gott Opfer der Einschränkung im Essen und Trinken bzw. der Buße aufsteigen. Für das rechte Verständnis der Buße, hören wir, was im YOUCAT, dem Jugendkatechismus der Katholischen Kirche, dazu in einfachen, klaren Worten gesagt wird (Nr. 230): „Buße ist Wiedergutmachung für ein begangenes Unrecht. Buße darf nicht allein im Kopf geschehen, sondern muss sich äußern in Taten der Liebe und im Engagement für andere, auch, indem man betet, fastet und Arme seelisch und materiell unterstützt, tut man Buße. Buße wird oft falsch verstanden. Sie hat nichts mit Selbstbeschimpfung und Skrupulantentum zu tun. Buße ist kein Brüten darüber, was ich für ein schlechter Mensch bin. Buße befreit und ermutigt uns, neu anzufangen.“

In der Intention der Wiedergutmachung für Sünden gegen den Frieden kann die Messe (mit)gefeiert werden oder können Sühnegebete aus den großen Traditionen der Verehrung des kostbaren Blutes Jesu, der Fatima-Bewegung oder der Verehrung der göttlichen Barmherzigkeit aufgegriffen werden. Konsequenterweise fügt sich dazu der entschiedene Einsatz für die Opfer kriegerischer Handlungen und anderer Ungerechtigkeiten, die den Frieden gefährden. Die Muttergottes fordert uns in ihrer Botschaft auf: „bezeugt den Frieden in eurer Umgebung und seid Menschen des Friedens“. Welchen Beitrag kann ich zum friedlichen Miteinander in Familie, Nachbarschaft, Pfarr- und Ortsgemeinschaft leisten? Vielleicht hilft mir das große Anliegen des Weltfriedens, nun endlich einen längst fälligen Schritt zur Versöhnung zu gehen oder Situationen der Ungerechtigkeit zu ändern, im Wissen, dass Gerechtigkeit Grundvoraussetzung für den Frieden ist.

Maria schließt, wie üblich, mit vertrauensvollem Dank: „Danke, dass Ihr meinem Ruf gefolgt seid!“ Ja, Danke, dass Ihr bereit seid, an der Seite Jesu und Mariens für den Frieden zu leben!

Dazu segne Euch der allmächtige Gott, der Vater und + der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

In herzlicher Verbundenheit, Jochen Maria Häusler (Priester der Erzdiözese Wien).

 

Liebe Kreise-Freunde aus Deutschland,

ich freue mich immer, wenn ich zweimal im Jahr an den „Heiligen Rest“ in Deutschland schreiben kann und Euch den wertvollen geistlichen Impuls Eures Landsmannes (obwohl in Österreich tätig) – Pfarrers Jochen Häusler und ein paar Worte von mir schicken kann.

Der biblische „Heilige Rest“ hat mich schon immer sehr angetan, weil man so viele Parallelen zwischen „damals“ und „jetzt“ ziehen kann. Aus der Geschichte des Volkes Israels und der Kirche sieht man deutlich, dass es auch in der Vergangenheit immer wieder Zeiten des Niedergangs und Neuaufbruchs gab, also auch die heutige, sehr kritische, um nicht zu sagen - tragische Situation, bedeutet bestimmt nicht das Ende der Kirche und des Christentums. Davon bin ich fest überzeugt und möchte auch in Euch, falls nötig, diese Hoffnung wecken und stärken.

Jeder Krieg fängt im Herzen an, aber auch jeder endet dort, deswegen geben wir nicht die Hoffnung auf, sondern fangen wir bei uns an, werden wir selbst erstmal Menschen des Friedens, wozu uns auch Pfarrer Jochen in seinem schönen Text ermutigt. Wenn man die Bibel liest, sieht man immer wieder Kämpfe, die aus menschlicher Sicht, keine Chance hatten und als „verloren“ galten, die aber durch das Gebet und Vertrauen an Gott, doch gewonnen wurden. Nicht in uns liegt also die Kraft und nicht in Zahlen der Christen, sondern in unserem Allmächtigen Gott und Seiner Macht. Wenn wir uns an Ihn wenden, Ihm treu bleiben und Ihn durch uns und in uns wirken lassen, ist noch nichts verloren.

Der Heilige Geist wirkt immer noch, obwohl man das vielleicht bezweifeln möchte, wenn man sich das Weltgeschehen ansieht. Ich persönlich spüre Seine Führung enorm und möchte jetzt mein kurzes Zeugnis davon abgeben. Es war Seine Führung, dass ich vor 3,5 Jahren in Ars den Pfarrer Jochen kennen gelernt habe, der so tief gläubig ist, was bei vielen Pfarrern, besonders im Westen Europas, nicht mehr offensichtlich ist. Seine Texte haben mir schon immer gut gefallen, aber die, die er zum letzten Advent und diesmal geschrieben hat, treffen auf den Punkt das, was ich so innerlich gerade bearbeite. Ich kannte nicht die letzte Medjugorje-Botschaft und wusste nicht, dass die Botschaft und der Frieden der Schwerpunkt von Jochens Text sein wird, aber im Herzen, genau am Vorabend und am Tag, als ich seinen Impuls bekommen habe, habe ich gehört: „du sollst ein Mensch des Friedens sein!“. Ich habe sogar die 7. Seligpreisung  („Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne und Töchter Gottes genannt werden.“) und Kommentar dazu nochmal gelesen, um tiefer in das Thema einzugehen. Als ich die Post von Jochen bekommen und den Impuls gelesen habe, machte ich große Augen vor Staunen. Ich habe dann an Jochen geschrieben, dass diese Zufälle sicherlich kein Zufall sind:) und dass der Heilige Geist uns vielleicht ein Zeichen gibt, dass wir enger zusammenarbeiten sollen. Als ich mit Euch gepilgert habe, habe ich um die Umkehr Deutschlands und anderer deutschsprachigen Länder gebeten – vielleicht wird noch etwas mehr in der Zukunft daraus, wer weiß…

Auf der Homepage kolping.de  habe ich einen solchen Text zu der 7. Seligpreisung gefunden: „In jenen Menschen, die Friedensstifter sind, handelt Gott selbst. Viele Menschen wollen Frieden, fühlen sich aber ohnmächtig und sehen keine Einflussmöglichkeiten auf das Weltgeschehen. Die Friedensstifter, die sich nach Gott ausrichten, fangen aber in ihrem kleinen Bereich an. Die Praxis der „kleinen Schritte“ in der Familie, unter Freunden, in der kirchlichen und politischen Gemeinde geht alle etwas an. Der Friede muss an den kleinen Stellen zu wachsen beginnen. Wo einer anfängt, ein Licht anzuzünden, weicht die Dunkelheit. Der Frieden, den wir stiften, soll aus der Tatsache folgen, dass wir Kinder, Söhne und Töchter Gottes sind.“ Es ist genauso! In der Botschaft aus Medjugorje sagt die Muttergottes noch folgende Worte:

Die Zukunft steht am Scheideweg, weil der moderne Mensch Gott nicht will. Deshalb steuert die Menschheit auf ihr Verderben zu. Ihr, meine lieben Kinder, seid meine Hoffnung. Betet mit mir, damit sich das, was ich in Fatima und hier begonnen habe, verwirklicht.

Seien wir also Mariens Hoffnung und tun unser Bestes, um Ihr zu helfen auch „die modernen Menschen, die Gott nicht wollen“, zu retten, damit kein einziges Gotteskind fehlt, wenn wir uns im Himmelsreich treffen! Tun wir das durch unsere persönliche Umkehr, aber, wie Kard. Schönborn in einer Predigt zur Fastenzeit gesagt hat: Umkehr hat keinen Sinn, wenn am Schluss alles wieder gleich bleibt wie vorher. Versuchen wir also in dieser Fastenzeit noch mehr von sich zu geben, indem wir das Gebet und die Buße im Rahmen der Fastenkreise aufnehmen.

Hier der Plan für die Fastenzeit 2023:

     

  • Wir fasten  an allen (sieben) Freitagen der Fastenzeit (also am 24.02., 3.03, 10.03., 17.03., 24.03., 31.03 und am Karfreitag 7.04., im Geist der Sühne für eine der sieben Hauptsünden (der Reihe nach), die wir selbst, unsere Nächsten und andere Menschen im Leben begangen haben und bitten Gott, dass Er uns vor diesen Sünden in Zukunft bewahrt (ggf. fügen wir noch eine private Intention hinzu)
  • An dem Fastentag nehmen wir am Gottesdienst in derselben o.g. Intention teil und versuchen eine barmherzige Tat (Liebe zum Nächsten!) zu tun
  • an dem Tag meditieren wir auch, der Reihe nach, die sieben letzten Worte Christi vom Kreuz (also jeweils nur ein Wort pro Woche)
  • am Fastentag (also freitags) versuchen wir den ganzen Kreuzweg zu lesen (wenn es geht, mit der Gemeinde in der Kirche)
  •  

An Sonntagen beten wir mehr, lesen die Bibel, das Tagebuch von Schwester Faustina und verehren besonders die Barmherzigkeit Gottes und alle Heiligen, die dieses Werk mehr als andere verinnerlichten.

Ich wünsche Euch eine fruchtbare Fastenzeit und bedanke mich herzlich für Eure Teilnahme an den Fastenkreisen. Möge die Osterfreude dadurch viel größer werden, was ich Euch von Herzen wünsche! Seien wir Menschen des Friedens und des Lichtes dort, wo uns Gott gestellt hat, weil „wo einer anfängt, ein Licht anzuzünden, weicht die Dunkelheit.“ Gott segne Euch!

Im Gebet verbunden

Eure Maria Jolanta aus Warschau

 

 

Die Fastenbotschaft 2020 von Papst Franziskus

 

„Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen!“ (2 Kor 5,20)

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Auch in diesem Jahr gewährt uns der Herr eine besondere Zeit der Vorbereitung, damit wir mit erneuertem Herzen das große Geheimnis des Todes und der Auferstehung Jesu feiern können, das Fundament des christlichen Lebens für den Einzelnen wie für die Gemeinschaft. Wir müssen mit unserem Geist und unserem Herzen ständig zu diesem Geheimnis zurückkehren. Tatsächlich hört es nicht auf, in uns in dem Maß zu wachsen, in dem wir uns von seiner geistlichen Dynamik ergreifen lassen und ihm mit einer freien und großzügigen Antwort anhangen.

1. Das Ostergeheimnis, das Fundament der Bekehrung

Die Freude des Christen entspringt dem Hören und Annehmen der Frohen Botschaft vom Tod und der Auferstehung Jesu: dem Kerygma. Dieses fasst das Geheimnis einer Liebe zusammen, die »so real, so wahr, so konkret [ist], dass sie uns eine Beziehung aufrichtigen und fruchtbaren Dialogs bietet« (Apostolisches Schreiben Christus vivit, 117). Wer an diese Botschaft glaubt, lehnt die Lüge ab, dass unser Leben von uns selbst ausgeht, während es in Wirklichkeit aus der Liebe Gottes des Vaters, aus seinem Willen, Leben in Fülle zu geben, geboren wird (vgl. Joh 10,10). Wenn wir hingegen auf die einschmeichelnde Stimme des „Vaters der Lüge“ hören (vgl. Joh 8,45), laufen wir Gefahr, im Abgrund des Sinnlosen zu versinken und die Hölle bereits hier auf Erden zu erleben, wie leider viele dramatische Ereignisse persönlicher und kollektiver menschlicher Erfahrung zeigen.

In dieser Fastenzeit 2020 möchte ich daher allen Christen sagen, was ich im Apostolischen Schreiben Christus vivit bereits den Jugendlichen geschrieben habe: »Sieh dir die geöffneten Arme des gekreuzigten Christus an, lass dich immer von neuem retten. Und wenn du kommst, um deine Sünden zu bekennen, glaub fest an seine Barmherzigkeit, die dich von der Schuld befreit. Betrachte sein Blut, das er aus so großer Liebe vergossen hat, und lass dich von ihm reinigen. So kannst du immer wieder geboren werden« (Nr. 123). Tod und Auferstehung Jesu sind kein Ereignis der Vergangenheit: durch die Kraft des Heiligen Geistes ist das Ostergeschehen immer aktuell und erlaubt uns, das Fleisch Christi in vielen leidenden Menschen gläubig zu betrachten und zu berühren.

2. Dringlichkeit der Umkehr

Es ist heilsam, das Ostergeheimnis, dem wir das Geschenk der Barmherzigkeit Gottes verdanken, tiefer zu betrachten. Die Erfahrung der Barmherzigkeit ist in der Tat nur in einer persönlichen Begegnung „von Angesicht zu Angesicht“ mit dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn möglich, »der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat« (Gal 2,20). Ein Dialog von Herz zu Herz, von Freund zu Freund. Deshalb ist das Gebet in der Fastenzeit so wichtig. Es ist mehr als eine Pflicht, es ist Ausdruck der Notwendigkeit, die Liebe Gottes zu erwidern, die uns immer vorausgeht und stützt. Ja, der Christ betet in dem Wissen, dass er solcher Liebe nicht würdig ist. Das Gebet kann verschiedene Formen annehmen, aber was in den Augen Gottes wirklich zählt, ist, dass es in uns eindringt und schließlich unser hartes Herz erweicht, um es immer mehr zu ihm und seinem Willen zu bekehren.

Lassen wir uns daher in dieser besonderen Zeit wie das Volk Israel in die Wüste führen (vgl. Hos 2,16), damit wir endlich die Stimme unseres Bräutigams hören können und sie in uns tiefer aufnehmen und ihr bereitwilliger folgen. Je mehr wir uns von seinem Wort ergreifen lassen, desto mehr werden wir seine unentgeltliche Barmherzigkeit uns gegenüber erfahren können. Lassen wir daher diese Zeit der Gnade nicht vergeblich verstreichen, in der Einbildung, wir könnten selbst die Zeiten und die Wege unserer Umkehr zu ihm bestimmen.

3. Gottes leidenschaftlicher Wille zum Dialog mit seinen Kindern

Die Tatsache, dass der Herr uns wieder einmal eine solche besondere Zeit zu unserer Umkehr anbietet, dürfen wir nie für selbstverständlich halten. Diese neue Gelegenheit sollte in uns ein Gefühl der Dankbarkeit wecken und uns aus unserer Trägheit aufrütteln. Trotz der mitunter sogar dramatischen Gegenwart des Bösen in unserem Leben, aber auch im Leben der Kirche und der Welt, drückt dieser Zeitraum, der uns die Möglichkeit zu einem Kurswechsel bietet, den beharrlichen Willen Gottes aus, den Dialog des Heils mit uns nicht abzubrechen. In Jesus, dem Gekreuzigten, den Gott »für uns zur Sünde gemacht« (2 Kor 5,21) hat, ist dieser Wille so weit gegangen, dass er alle unsere Sünden seinem Sohn auferlegt hat, bis hin zu einer »Wende Gottes gegen sich selbst«, wie Papst Benedikt XVI. sagte (Enzyklika Deus caritas est, 12). Denn Gott liebt auch seine Feinde (vgl. Mt 5,43-48).

Der Dialog, den Gott mit jedem Menschen durch das Paschamysterium seines Sohnes führen will, ist nicht von der Art, wie sie den Bewohnern von Athen zugeschrieben wurde. Diese »taten nichts lieber, als die letzten Neuigkeiten zu erzählen oder zu hören« (Apg 17,21). Diese Art von Geschwätz, diktiert von leerer und oberflächlicher Neugierde, ist typisch für die Weltlichkeit aller Zeiten und kann sich heute auch in eine verfehlte Nutzung der Kommunikationsmittel einschleichen.

4. Ein Reichtum, den man teilt und nicht für sich selbst anhäuft

Das Ostergeheimnis in den Mittelpunkt des Lebens zu stellen bedeutet Mitleid für die Wunden des gekreuzigten Christus zu empfinden, die heute immer noch gegenwärtig sind – in den vielen unschuldigen Opfern der Kriege, der Übergriffe gegen das Leben, vom ungeborenen bis zum alten Menschen, der vielen Formen von Gewalt, der Umweltkatastrophen, der ungleichen Verteilung der Güter der Erde, des Menschenhandels in all seinen Formen und des ungezügelten Profitstrebens, das eine Form des Götzendienstes ist.

Auch heute ist es wichtig, alle Männer und Frauen guten Willens aufzurufen, etwas von ihrem Besitz an die Bedürftigsten weiterzugeben. Solche Almosen sind eine Form der persönlichen Teilnahme am Aufbau einer gerechteren Welt. Das Teilen aufgrund der Nächstenliebe macht den Menschen menschlicher; das Anhäufen droht ihn hässlich zu machen, weil es ihn in seinem Egoismus einschließt. Angesichts der strukturellen Dimensionen der Wirtschaft können und müssen wir noch weitergehen. Aus diesem Grund habe ich für die Fastenzeit 2020 vom 26. bis 28. März junge Ökonomen, Unternehmer und Changemakers nach Assisi eingeladen, um zum Entwurf einer Wirtschaft beizutragen, die gerechter und integrativer als die derzeitige ist. Wie das kirchliche Lehramt mehrfach wiederholt hat, ist die Politik eine herausragende Form der Nächstenliebe (vgl. Pius XI., Ansprache an die FUCI [Federazione Universitaria Cattolica Italiana], 18. Dezember 1927). Dasselbe wird man von der Wirtschaft sagen können, wenn sie sich auf eben diesen Geist des Evangeliums einlässt, auf den Geist der Seligpreisungen.

Ich bitte für die kommende Fastenzeit die allerseligste Jungfrau Maria um ihre Fürsprache, dass wir diesen Appell aufgreifen und uns mit Gott versöhnen lassen, den Blick unserer Herzen auf das Ostergeheimnis richten und uns zu einem offenen und aufrichtigen Dialog mit Gott bekehren. Auf diese Weise können wir das werden, was Christus von seinen Jünger sagt: Salz der Erde und Licht der Welt (vgl. Mt 5,13-14).

Franziskus

 

Rom bei St. Johannes im Lateran, am 7. Oktober 2019,

Gedenktag Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz.

 

 

I M P U L S E   F Ü R     D I E     F A S T E N Z E I T


Klare Sicht

Einstimmung auf die Fastenzeit in der Wüste

Die Wüste spielt in der christlichen Fastenzeit eine große Rolle, als Sinnbild und historischer Bezugspunkt. Claudia Kern, Pressereferentin des Caritas-Diözesanverbands Dresden–Meißen, hat sich mit einer ganz realen Wüstenwanderung auf die diesjährige Fastenzeit eingestimmt.

"Die äußere Kargheit hat mich zu innerer Klarheit geführt", bringt Claudia Kern (29) aus Heidenau ihre Wüsten-Erfahrung auf den Punkt. Mit einer deutsch-französischen Gruppe, organisiert von der geistlichen Gemeinschaft Emmanuel, durchwanderte sie zehn Tage lang die Wüste Sinai.

Zumeist schweigend lief sie gemeinsam mit den anderen deutschsprachigen Pilgern jeden Tag vier bis sechs Stunden lang, unter Führung eines Beduinen, durch die eindrucksvolle ägyptische Felsenlandschaft. Auf dem Rücken hatte sie nur das Tagesgepäck, den Rest trugen Kamele. Darüber war sie besonders froh auf den Wegstrecken mit Sanduntergrund, auf denen sie das Gefühl hatte, drei Schritte zu machen, bevor sie einen vorwärts kam. Die Nächte verbrachte sie, in warme Schlafsäcke gehüllt, unter freiem Sternenhimmel.

Die Tage begannen mit einem Frühstück aus einfachem, von Beduinen gebackenem Brot. Im Lauf des Vormittags gaben ein geistlicher Impuls zu einem biblischen Thema und eine heilige Messe, die an einem besonders schönen Platz gefeiert wurde, Nahrung für die Seele.

Dass Sinai eine der schönsten Wüsten der Welt ist, wusste Claudia Kern vorher. Diese Schönheit aber mit allen Sinnen zu erleben, versetzte sie so sehr in Staunen, dass sie einige Zeit brauchte, um innerlich zur Ruhe zu kommen. Sie folgte der Empfehlung der geistlichen Leiter, die vor allem in der byzantinischen Kirche verankerte Gebetsform des Herzens- oder Jesusgebets einzuüben und sich einen kurzen, den Tag über immer wiederholten Gebetssatz auszuwählen. "Jesus Christus, ich vertraue dir!", hieß der Satz, für den sich die Heidenauerin entschied. "Diese Erfahrung habe ich mir mit nach Hause genommen", erzählt die junge Frau.

Die Wüstentage waren bewusst so gestaltet, dass die Teilnehmer nur wenige Informationen erhielten: Sie wussten weder über den Verlauf der Strecke noch über das geplante Tagesthema Bescheid, und da sie auf ihre Uhren verzichtet hatten, fehlte ihnen auch die gewohnte Zeitorientierung. Auf die eigenen Kräfte und Fähigkeiten zu vertrauen, wäre in dieser Situation ohnehin aussichtslos gewesen. Besonders eindrücklich war für Claudia Kern ein Erlebnis am vorletzten Tag der Reise, als eine Tour auf den Berg Sinai auf dem Programm stand. Während des Abstiegs nach Sonnenuntergang fand sie sich plötzlich ganz allein, in völliger Dunkelheit, ihre Stirnlampe ließ sie nur die nächsten fünf Meter des Weges überblicken. "Ich konnte das gut auf mein geistliches Leben übertragen", erinnert sie sich. "Ich muss nicht wissen, was in einigen Jahren sein wird. Ich darf darauf vertrauen, dass Gott mich die Dinge verstehen lässt, die für mein Leben notwendig sind."

Wüste bedeutete für sie, intensiver als sie das bisher als Teilnehmerin "klassischer" Exerzitien erlebt hatte, immer wieder auf das Wesentliche gestoßen zu werden. Dort, wo es um Leben oder Tod gehe, erscheine manche Schwierigkeit des Alltags kleiner und lösbarer. "Man lernt sich selbst besser kennen, entdeckt dabei allerdings nicht nur Dinge, die man schätzt", sagt sie.

Zur Gemeinschaft Emmanuel, die den "Wüstentrip" organisiert hatte, gehört Claudia Kern seit drei Jahren, bisher als einziges Mitglied aus dem Bistum Dresden–Meißen. Kennen gelernt hatte sie die Gemeinschaft 1997, als sie sich ihrer Reiseguppe zum Weltjugendtag in Paris anschloss. "Früher bin ich an das Christentum eher verkopft herangegangen", beschreibt sie. Emmanuel erschloss sich ihr als Weg, eine persönliche, über die Verstandesebene hinausreichende Beziehung mit Gott zu pflegen.

Die französischen Mitglieder laden zu der jährlichen Sinai-Tour bereits zum achten Mal ein. Neu in diesem Jahr war, dass sich unter den 120 Pilgern 30 deutschsprachige befanden. Im nächsten Jahr soll es eine Wiederholung geben.


Die Gemeinschaft Emmanuel entstand Anfang der 70er Jahre in Paris und ist seit 1992 päpstlich anerkannt. Zur Gemeinschaft gehören Gläubige aller Lebensstände. Die Spiritualität stützt sich auf drei Säulen: Anbetung, Mitleid mit der Welt und Jesus, Evangelisation. In Dresden gestalten Emmanuel- Mitglieder seit mehreren Jahren in einer Gemeinde die "Nacht der offenen Kirchen" mit.


Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 9 des 56. Jahrgangs (im Jahr 2006).

Mit Freude und Sehnsucht

Mit der Regel des heiligen Benedikt die Fastenzeit gestalten

Die Fastenzeit gestalten nach der Regel des heiligen Benedikt war das Thema von Pater Dr. Gabriel Heuser vom Benediktinerkloster Wechselburg bei einem Treffen von Menschen, die dem Kloster in besonderer Weise verbunden sind.


Benedikt von Nursia kannte die Menschen. Seine Erfahrungen und Beobachtungen und die Beachtung der Bibel prägen seine Regel. Sie wurde und ist bis heute Hilfe für viele Menschen, im Kloster wie in der Welt. Mit Blick auf diese Regel warnte Pater Gabriel Heuser zu Beginn seiner Ausführungen vor einem Fasten als "religiösem Hochleistungssport", der oft auf eine mögliche Bewunderung der Mitmenschen abzielt.


"Stattdessen sind wir in der Fastenzeit dazu eingeladen, sensibler und achtsamer zu werden und zwar in aller Ehrlichkeit", sagte Pater Gabriel. Benedikt nennt dies, "in aller Lauterkeit auf unser Leben achten". Und Jesus selbst fordert die Menschen dazu auf, wachsam zu sein. Pater Gabriel: "Dieses ,seid wachsam‘ soll gerade in den kommenden 40 Tagen unsere grundsätzliche Haltung werden. Es kommt auf die Reflektion unsers eigenen Tuns an, auf die Überprüfung von Alltagsgewohnheiten."


Wichtig dabei ist vor allem die Ehrlichkeit vor sich selbst und um das begleitende Gebet, das Suchen der Nähe Gottes. In der Regel benennt Benedikt das "Gebet unter Tränen, die Lesung, die Reue des Herzens und den Verzicht". Gabriel Heuser übersetzt das Anliegen des Mönchvaters mit folgenden Worten: "Ich persönlich verstehe unter dem Gebet unter Tränen eine Betroffenheit, die unter die Haut geht. Eine existenzielle Einsicht. Und man kann auch traurig werden, wenn man die eigenen Grenzen sieht, Grenzen die es zu akzeptieren gilt." Mit Blick auf den angesprochenen Bereich der Lesung hob Pater Gabriel hervor, dass diese für Benedikt besonders wichtig war. Geistliche Literatur bietet auch heute eine gute Möglichkeit, dem eigenen christlichen Leben neue Impulse und neuen Schwung zu geben. Jeder Christ ist dazu eingeladen, sich in der Fastenzeit einen geistlichen Text oder ein Buch aus der Bibel vorzunehmen und ihn Schritt für Schritt durchzuarbeiten.


Mit Blick auf den Verzicht, hob der Wechselburger Benediktiner hervor, dass damit ein sehr alter Punkt christlichen Lebens gerade für die Fastenzeit angesprochen wird. Es komme aber immer auf das Wie an. Verzicht mit einem gramvollen Gesicht ist der falsche Weg, so Gabriel Heuser.

Wichtig für den heiligen Benedikt ist in seiner Regel immer die Beachtung des richtigen Maßes. Dennoch fordert Benedikt, in der Fastenzeit über das übliche Maß hinauszugehen. Heute kann dies heißen, mit Blick auf die eigene Lebensituation, Korrekturen vorzunehmen und so zum Maß zurückzukehren. Pater Gabriel wies beispielsweise darauf hin, dass die Menschen unserer Zeit in einer Gesellschaft des permanenten Schlafentzugs leben. Dazu kommen die ständigen Reizüberflutungen. In der Fastenzeit könne bewusst auf Schlafentzug, aber auch auf falsche Ernährung oder Stress reagiert werden.

Ein anderer Punkt ist der "Verzicht auf Geschwätz und Albernheiten", wie Benedikt schreibt. "Ich denke dabei auch an die Art und Weise, wie wir über andere sprechen. Hat jemand die Lacher auf seiner Seite, dann ist es gefährlich", betonte Gabriel Heuser. Indirektes Sprechen über andere Menschen kann eine Gemeinschaft schädigen und langsam aushöhlen. Genaues Überlegen, was und wie etwas gesagt wird, sind stattdessen gute Schritte zum Erhalt der Gemeinschaft. Pater Gabriel rät: "Grundsätzlich sollte in einer Gemeinschaft nur das über den Abwesenden gesagt werden, was ich ihm auch persönlich sagen würde. Der in Wechselburg lebende Benediktiner machte Mut, so auch im Falle eines Ärgers zu reagieren. "Der Ärger muss ehrlich bleiben ohne ein Niedermachen des anderen."

Abschließend wies Pater Gabriel auf das ständige Bemühen hin, ein Leben in der Freude des Heiligen Geistes zu führen. Oder wie Benedikt es notiert: "Mit geistlicher Sehnsucht und Freude erwarten wir das Osterfest." Damit wird deutlich, dass die Fastenzeit ein Ziel hat und kein Selbstzweck ist.

Von Holger Jakobi



Aus der Regel des heiligen Benedikt - Kapitel 49: Die Fastenzeit

Der Mönch soll zwar immer ein Leben führen wie in der Fastenzeit.
Dazu aber haben nur wenige die Kraft. Deshalb raten wir, dass wir wenigstens in diesen Tagen der Fastenzeit in aller Lauterkeit auf unser Leben achten und gemeinsam in diesen heiligen Tagen die früheren Nachlässigkeiten tilgen. Das geschieht dann in rechter Weise, wenn wir uns von allen Fehlern hüten und uns um das Gebet unter Tränen, um die Lesung, die Reue des Herzens und um Verzicht mühen. Gehen wir also in diesen Tagen über die gewohnte Pflicht unseres Dienstes hinaus durch besonderes Gebet und durch Verzicht beim Essen und Trinken. So möge jeder über das ihm zugewiesene Maß hinaus aus eigenem Willen in der Freude des Heiligen Geistes Gott etwas darbringen (1Thess 1,6); er entziehe seinem Leib etwas an Speise, Trank und Schlaf und verzichte auf Geschwätz und Albernheiten. Mit geistlicher Sehnsucht und Freude erwarte er das heilige Osterfest.

Was aber der Einzelne als Opfer bringen will, unterbreite er seinem Abt. Es geschehe mit seinem Gebet und seiner Einwilligung; denn was ohne Erlaubnis des geistlichen Vaters geschieht, wird einmal als Anmaßung und eitle Ehrsucht gelten und nicht belohnt.

Text: Salzburger Äbtekonferenz